Es ist Fastenzeit. Das habe ich als erstes daran gemerkt, dass bei unserem Brotzeitservice in der Redaktion heute der Salat in kürzester Zeit restlos vergriffen war. Auch wenn der Trend mittlerweile zur individuellen Fastenzeit geht (ein paar Freunde haben ihren Alkoholverzicht zum Beispiel gleich an den Jahresanfang gelegt und haben es jetzt schon hinter sich), sind die kommenden 40 Tage eben doch der klassische Zeitraum, um mal auf was zu verzichten. Traditionell geht es um mehr Sport und weniger Süßkram. Spricht ja nichts dagegen. Ich hab mir in diesem Jahr aber mal was anderes überlegt.+
Wie viel ist zu viel?
Ich verzichte auf Shopping. Scheiße, das wird richtig hart – muss ich mal ganz ehrlich zugeben. Denn ich liebe schöne Klamotten. Trotzdem habe ich mir die letzten Wochen oft Gedanken darüber gemacht, was man braucht und was nicht. Und wann man einfach so viel hat, dass es nur noch eine Masse an Dingen im Kleiderschrank ist, die man ja in einem ganzen Jahr nicht anziehen könnte. Im Dezember erst habe ich ausgemistet und zwei Kisten an die Kleiderspende gegeben. Das hat aber nur dazu geführt, dass ich diesen neu gewonnenen Platz im Schrank wieder unüberlegt gefüllt habe. Und wenn ich ehrlich bin, weiß ich manchmal morgens nicht, was ich anziehen soll. Nicht, weil ich „nichts zum Anziehen habe“, sondern weil ich zu viel zum Anziehen habe! Und dann ist da ja auch noch das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit.
Hamsterkäufe und Amazon-Panik
Ich habe keine Ahnung, wie viel ich normalerweise pro Monat so an Klamotten und anderen Luxugütern kaufe. Ich habe noch nicht mitgezählt. Weder in Sachen Geld noch in Stückzahlen. Es läuft einfach so nebenher. Man hat noch ein bisschen Zeit zu überbrücken, schlendert durch die Läden, sieht hier was, sieht da was. Deshalb kann ich auch gar nicht sagen, wie schlimm es wird. An dieser Stelle will ich auch ehrlich zugeben, dass ich am Montag nochmal ein paar Geschäfte abgegrast habe und vielleicht ein, zwei T-Shirts erworben habe. Sozusagen als Hamsterkauf! Ich schäme mich jetzt schon dafür. Und gestern Nacht um 23.30 Uhr ist mir eingefallen, dass ich eigentlich einen Kraul-Schwimmkurs machen wollte und dringend noch einen Badeanzug bräuchte. Letztendlich bin ich total panisch auf Amazon, habe aber nichts gefunden. Da muss ich mir jetzt also schon mal eine Alternative überlegen.
Raus aus dem Konsum-Monsun
Mir ist klar: Versuchungen lauern überall. Gerade jetzt wo die ganzen tollen Frühjahrssachen in den Läden hängen. Aber ich hoffe, mein Verzicht lässt mich erkennen, wie diese ganze Werbung und Trendsetterei uns eigentlich zu totalen Konsum-Lemmingen macht. Und ich werde jetzt sicher auch keinen totalen Sinneswandel durchleben und nach Ostern nur noch in Second-Hand-Klamotten meiner Oma rumlaufen. Obwohl das wahrscheinlich genau genommen ziemlich hip wäre. Aber vielleicht, kaufe ich in Zukunft etwas selektiver und überlege einmal öfter, ob ich statt dem neuen Teil vielleicht auch einfach ein altes aus dem Schrank neu und cool kombinieren kann. Und wer weiß, vielleicht entpuppt sich ja ein alter, wiederentdeckter Schrankhüter als echtes Trendteil?